Aus Web 2.0 wird Web 3.0 – Visionen für den Versandhandel

O.k.. Die Visionen des Versandhandelsberaters sind zweifellos sehr interessant. Im Folgenden werde ich versuchen, Visionen, Theorien sowie die aktuelle und mittelfristige Online Marketing -Praxis voneinander zu trennen, um das Bild ein bisschen klarer werden zu lassen:

In der realen Welt ist der Übergang von Web 1.0 zu Web 2.0 und Web 3.0 fließend. Schwer zu sagen, wo Web 2.0 aufhört und Web 3.0 beginnt. Anwender von Web 2.0 (Community WebSites oder Internet-Auftritte mit der Möglichkeit zur Interaktion mit dem WebSite-Betreiber, z.B. durch Kommentarfunktion) sind in Deutschland bisher eher weniger stark verbreitet. Aus dem Fernsehen oder durch Computer-/Videospiele bekannte virtuelle Welten sind im Internet, zumindest im Bereich des eBusiness, ebenfalls eher die Ausnahme. Kann man eine Ausnahmeerscheinung nun einfach als „Online Marketing – Trend“ bezeichnen?

Sicher verfügen die Internet-Benutzer heute über wesentlich leistungsfähigere Internetzugänge als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war. Dank flächendeckender Verbreitung von DSL-Anschlüssen und ständig fallenden Internet-(Flatrate-)Preisen haben Modem-Zugänge ausgedient, so dass Web-Applikationen mittlerweile etwas „anbieterfreundlicher“ ausfallen können. Daneben verfügen stark frequentierte Online-Shops selbst bei Massen-WebHostern nicht selten bereits über 100 Mbit-Anbindungen, also über eine doppelt so hohe Performance, wie zuvor unter den Web 3.0 -Voraussetzungen beschrieben. Leistungsfähige Web 2.0 – Systeme sind inzwischen kostenlos verfügbar und müssen lediglich auf die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden. Selbst große Zeitungen und Verlage nutzen kostenlose OpenSource-Software, um riesige Redaktionsseiten zu betreiben.

Trotzdem tun sich deutsche Unternehmen nachwievor schwer damit, ihre WebSite als Kommunikationsmedium und Marketing-Instrument zu gebrauchen. Viele schrecken sogar davor zurück, ihrer Homepage ein einfaches Content Management System (CMS) zu gönnen, weil sie Internet-Entwicklungen von ihrer Agentur erledigen lassen und weiter nichts damit zu tun haben möchten. Sie wissen nicht, was es ihnen bringen würde, ein paar Euro und ein bisschen Zeit in das Internet zu investieren und schrecken vor dem Aufwand zurück, den eine Internet-Plattform – sei es als Community oder als einfaches, kommentierbares Publikationsmedium – mit sich bringen könnte. Wer heute noch keinen Business Blog betreibt, verschenkt zweifellos eine Menge Potenzial, doch er ist sich dessen nicht bewusst. Und machen wir uns nichts vor. Selbst marktführende OnlineShop-Betreiber und Versandhändler sind vielerorts auch heute noch mit „Web 0.5“ – Systemen unterwegs, die sie immer wieder zu flicken versuchen, dabei aber mehr Kosten als Mehrwert produzieren.

Logisch, Unternehmen wie Adidas können und müssen es sich leisten, neue Errungenschaften aus Marketing und Technik / Internettechnologie auszuprobieren. Sie nutzen die neuen Medien auch sehr erfolgreich und profitieren als „Wegbereiter“ in jedem Fall von einem Image-Gewinn. Ich stelle hier aber noch einmal die Frage: „Kann man da wirklich von einem Online Marketing – Trend sprechen?“

Ein Standard-Blog-System erhält man kostenlos über das Internet. Inklusive Einrichtung, Beratung, Tuning und Design bezahlt man für einen professionellen Business Blog (je nach Aufwand) ca. 1.000,- bis 5.000,- Euro (netto) – inklusive standardisierter Suchmaschinenoptimierung, jedoch ohne Content-Produktion und -Optimierung.

Auch einen Online-Shop kann man theoretisch kostenlos über das Internet beziehen. Soll er jedoch etwas leisten, zahlt man für die professionelle Einrichtung und Suchmaschinenoptimierung des Online-Shop-Systems bereits ca. 8.500,- – 20.000,- Euro zzgl. MwSt. (ohne Content-Produktion und -Optimierung) – je nach Leistungsumfang und Design-Aufwand. In Ausnahmefällen werden auch schon einmal 100.000 Euro investiert. Das ist aus meiner Sicht jedoch nur in den aller seltensten Fällen nötig – es sei denn, man möchte „virtuelle Welten“ in seinen Online-Shop integrieren. In diesem Fall wird man mit 100.000 Euro wahrscheinlich aber kaum auskommen.

Nun frage ich mich, wer wohl außer den Top 100 dazu bereit und in der Lage ist, das weitaus aufwendigere Design nebst weitaus aufwendigerer Suchmaschinenoptimierung für die Konzeption einer 3D-Shopping-Welt zu finanzieren und mit welchem Amortisationszeitraum der Investor wohl kalkuliert. Daneben frage ich mich, ob der Verbraucher lediglich darüber staunen oder die virtuelle Welt auch wirklich zum Einkaufen nutzen wird.

Der Konsument hat lange gebraucht, um sich auf SSL verschlüsselte Online-Shops einzulassen. Möchte er wirklich in einem nachgestellten Urwald einkaufen, mit veränderter Identität? Oder gehen ihm die Avatare von HanseNet, MediaMarkt & Co. vielleicht schon auf die Nerven, wenn immer mehr solch er Figuren zu Marketing-Zwecken eingesetzt werden? Haben fortschrittlich denkende Versandhändler nicht schon vor langer Zeit geplant, z.B. virtuelle Ankleideräume für den Textilvertrieb zu entwickeln? Wäre doch toll, wenn man sein Foto hochladen und online ein paar passende Bekleidungsstücke anprobieren könnte. Doch wer war wirklich dazu in der Lage, diese Technik für jedermann verständlich und somit nutzbar einzuführen?

Momentan denke ich, dass diese Art des virtuellen Online-Shoppings eher die Ausnahme bleiben wird. Für spezielle Zielgruppen, wie Kids Groups oder Spielsüchtige kann ich mir virtuelle Welten im Online Marketing gut vorstellen. Casinos werden sich diese wohl auch leisten können. Aber der Otto-Normal-Versandhändler? Hier wird es wohl noch einige OpenSource-Entwicklungen (flächendeckend verfügbare Standards) geben müssen, bis sich der eine oder andere „Versandhandelstrend“ durchsetzen kann.

Eher kann ich mir das weitere Zusammenwachsen der Medien nachwievor sehr gut vorstellen. Der nächste Step in Richtung „Verschmelzung von Fernsehen und Internet“ scheint durch die Media Center PCs bereits gemacht zu sein. Vielleicht kann uns Google auch bald beim Fernsehen über die Schulter schauen und, falls der Magen knurrt, zur rechten Zeit den Pizza-Service alarmieren. Ob sich Investitionen in virtuelle Welten jedoch alsbald auch beim „eCommerce für Standardprodukte“ auszahlen, wage ich zum jetzigen Zeitpunkt zu bezweifeln. Denn hier handelt es sich keineswegs um vorwegnehmbare Standards, sondern um Individualprogrammierungen, die wirklich teuer werden können. Schließlich können virtuelle Welten ja eigentlich nur dann interessant und spannend sein, wenn sie einzigartig sind. Oder? Anderenfalls braucht der Versandhändler Features mit herausragender Nützlichkeit. Z.B. einen Spezial-Shop, in dem man virtuell ein paar Designer-Brillen ausprobieren, anpassen und bestellen kann.

Mein persönliches Fazit:

Marketing bedeutet „marktorientierte Unternehmensführung“. Wenn sich der Markt verändert, müssen sich Unternehmen den geänderten Bedingungen anpassen. Mit dem Vormarsch des Internet haben sich die Marktbedingungen und Kräfteverhältnisse massiv geändert. Sowohl der Versandhandel als auch stationäre Händler und Dienstleister sind sicher gut beraten, sich den geänderten Bedingungen zu stellen.

Auch wenn die Uhr längst 12 geschlagen hat, sollte man Investitionen in das Internet nicht überstürzen, schon gar nicht mit „ersten Gehversuchen“. Suchen Sie sich einen Berater Ihres Vertrauens, der sich mit Marketing, Online Marketing und Internet-Entwicklung auskennt. Machen Sie sich Gedanken um die Zukunft Ihres Unternehmens und nicht über einen möglichst billigen Internet-Schnellschuss. Ein solcher kann Sie wesentlich teurer zu stehen kommen als Sie im ersten Moment denken.

Web 1.0 hat ausgedient. Mit einer minimalistischen Homepage kann man heute kein Geld mehr verdienen. Eine „Visitenkarte im Web“ kann schön sein – aber wirkungslos. Web 2.0 macht Ihre Homepage interaktiv. Profitieren Sie von der Meinung Ihrer Leser und helfen Sie sich selbst dabei, mit Hilfe des Internet zu wachsen. Web 3.0 ist Zukunftsmusik, die viele spannende Ausprägungen verschiedenster Art haben wird. Alle Web x.0 – Varianten bauen aufeinander auf, wenngleich sich aus Entwicklersicht die Standards stark verändert haben. Durch Web-Standards werden Internet-Seiten kompatibel miteinander. Sie ermöglichen den Austausch über mehrere WebSites hinweg und bedienen Verteiler (spezielle Suchmaschinen), die Ihre Neuigkeiten wesentlich schneller verarbeiten als herkömmliche Suchmaschinen. Pings, Trackbacks und Content-Sharing treiben die Vernetzung voran und tragen dazu bei, das Internet zu sozialisieren. So entstehen neue Märkte, Austauschplattformen, Meinungsbilder, Bedürfnisse und veränderte Gewohnheiten. Das Geschäft verlagert sich mehr und mehr ins Internet und erreicht dort eine wesentlich größere Zielgruppe als mit herkömmlichen Mitteln – aber eine kritische. Wer`s richtig macht, vergrößert seine Reichweite enorm, wird jedoch lernen müssen, mit den Veränderungen des Internet Schritt zu halten und mediengerecht zu kommunizieren.

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8 Kommentare zu “Aus Web 2.0 wird Web 3.0 – Visionen für den Versandhandel”


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