Ein dicker Patzer in Sachen Web 2.0

Wie die FAZ mit gefährlichem Halbwissen Meinungsbilder prägt:

Fasziniert habe ich gerade einen Artikel in der FAZ gelesen, den ich persönlich wohl als „peinlichsten Patzer der vergangenen Woche“ bezeichnen würde.

Peinlich deswegen, weil sich der Artikel liest, als wäre es der letzte Versuch eines Journalisten, seinen Arbeitsplatz zu retten, im Kampf gegen eine unüberwindbar scheinende „Macht der Blogger“, die aus Sicht des Autors alle nur ein Ziel vor Augen zu haben scheinen, nämlich Reichweite und Leser zu gewinnen, um Zeitschriftenverleger so schnell wie möglich ins Abseits zu katapultieren. Oder?

Ich unterstelle Herrn Staun diese Auffassung nicht. Ich sage bewusst, „der Artikel wirkt auf mich, als wenn der Autor extrem unter Druck gestanden hätte, als er diesen Artikel verfasste.“ Wie sonst ließe sich erklären, dass ein Medium wie die FAZ nicht nur die Fakten völlig durcheinander bringt, sondern außerdem noch versucht, sämtlichen Blogs – als da wären private Homepages, Business Blogs, Medien-Blogs, Polit-Blogs, Themen-Blogs, … – den gleichen Stempel aufzudrücken, einen Stempel mit dem Aufdruck „Blogs sind böse“?

Blogs vereinfachen die Publikation und Kommunikation. Mehr nicht.

Herr Staun bringt seine Leser insbesondere dadurch zum staunen, dass zur Zeit angeblich 71 Millionen Blogs/Blogger in einer direkten Konkurrenz „Mann gegen Mann“ gegeneinander kämpfen würden, wobei sich fast alle an den unwichtigsten Themen der Welt festbeißen.

Aha. Es haben also alle die gleiche Zielgruppe, alle kämpfen gegeneinander und alle wollen „gewinnen“?
Falsch. Wer das Bloggen verstanden hat, wird gemerkt haben, dass es hier um ein „Miteinander“ geht!

Herr Staun hat sich offenbar auch noch nicht mit der in Deutschland nachwievor unzureichenden Internet-Gesetzgebung beschäftigt, woraus in Deutschland ansässigen Firmen und Privatpersonen im internationalen Vergleich erhebliche Bedrohungen und Wettbewerbsnachteile entstehen können – und auch nicht mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen für den Standort Deutschland als Unternehmensstandort. Der Artikel vom 05. Mai 2007 sendet, wie ich finde, sehr einseitige und bedrohliche Signale an eine sehr spezielle Leserschaft aus. Eine Leserschaft, die weder Blogs, noch RSS-Verteiler, noch das Internet nutzt? Vielleicht gibt es sie ja wirklich noch, die „Top-Manager“, welche sich ihre E-Mails ausdrucken oder vorlesen lassen müssen…

Gut. Man munkelt, dass die Blogs den Medien die Leser und somit das Wasser abgraben würden. Mittel- und langfristig gesehen könnte dies DAS AUS einer klassischen Zeitung bedeuten.

Gleichzeitig wird gemunkelt, durch die Veröffentlichung von Videos in Blog-Systemen wäre es sogar für Fernsehsender an der Zeit, sich schleunigst neue Formate und Einnahmequellen auszudenken.

Aber zurück zum FAZ-Artikel. Offensichtlich sind „Verbraucherwarnungen“ für die FAZ kein Thema. Soll der Otto-Normal-Verbraucher doch ruhig an E-Mail-Spam, Trojanern und Internetfallen ersticken. Offenbar sind auch Abmahnwellen für die FAZ kein Thema. Sollen die kleinen und mittelständischen Unternehmen doch ruhig an ihrer Unwissenheit zu Grunde gehen. Blogger haben also üblicherweise ein ungepflegtes Erscheinungsbild und scheinbar auch einen dickeren Bauch als mancher Top-Manager. Tatsächlich? Und schließlich schnappt man sich noch schnell einen der meist gelesenen Blogger Deutschlands und unterstellt ihm aufgrund dieses Beitrags mal kurz ein fehlendes Rückrat, weil sich jemand Gedanken darüber gemacht hat, was man in einem von Deutschlands meist gelesen Blogs wohl schreiben dürfe und was nicht, auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein Pressevertreter das eine oder andere geschriebene Wort vielleicht falsch verstehen oder zu sehr auf die Goldwaage legen könnte. Bingo! 😉

Aus meiner Sicht hat dort scheinbar jemand ein einfaches, vielseitiges, technisches Hilfsmittel namens „Blog“ nicht verstanden und baut damit gerade ein Feindbild auf – aus Unwissenheit oder auch bewusst – gegen eine Sache, die für die Internet-/Unternehmensentwicklung in Deutschland mehr als wichtig ist.

Oder wie soll man das hier verstehen? Na ja, wie wir wissen, ist Indiskretion beim Handelsblatt Ehrensache. Hier wird einiges wieder ins rechte Licht gerückt.

Dieser Artikel wurde übrigens nicht geschrieben, um Traffic zu generieren. Ich war lediglich bass erstaunt, so einen Unfug in der FAZ (eigentlich FAS) zu lesen…

3 Kommentare zu “Ein dicker Patzer in Sachen Web 2.0”

  1. […] mein Eindruck, aber auch der von fob marketing im Artikel Ein dicker Patzer in Sachen Web 2.0. Ich weiß, an sich ist es müßig, sich mit Journalisten auseinanderzusetzen, ob sie […]

  2. […] gewesen. Auch Herr Knüwer drüben vom Handelsblatt sah sich genötigt [via] und auch fob »Ein dicker Patzer in Sachen Web 2.0« will das nicht unkommentiert lassen. Artikelansicht: […]

  3. Marcel

    Ich finde den vor dümmlichen Klischees und bitterem Sarkasmus triefenden Artikel von Harald Staun Klasse.

    Wer mal im Blog von Harald Staunoder bei Linksverkehr vorbeischaut, merkt schnell, dass der Artikel ein Scherz war. Wenn das die Gerontologen in der Redaktion der FAS nicht mitbekommen haben, verwundert das wenig, aber ich denke, in Blogs sollte man doch ein bisschen mehr Niveau als in der Chefredaktion der FAZ erwarten können.

    Neugierig bin ich, wie die Chefredaktion der FAZ ihren Lesern die heimlich untergeschobene Satire erklären will. 😉

    Gruß

    Marcel


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