Freelancer

Sind Freelancer wieder im Kommen?

Als Freelancer bezeichnet man gewöhnlich freie Mitarbeiter, die für Unternehmen Projekte betreuen oder Aufträge ausführen, ohne einen festen Platz im Unternehmen selbst zu haben. Oft verfügen Freelancer über Spezialwissen, Talente und Sonderqualifikationen, welche beim Auftraggeber schlicht fehlen. Freelancer können aber auch überall dort zum Einsatz kommen, wo Auftragsspitzen oder andere Engpässe den Einsatz eines oder mehrerer Freelancer erforderlich machen, weil der Einsatz von Freelancern vorübergehend wirtschaftlich oder wegen Personalmangels sinnvoll erscheint.

Weil Qualifikation, Einsatzgebiete und Honorare von Freelancern sehr unterschiedlich ausfallen können, möchte so mancher Freelancer, wenn überhaupt, lieber als Freiberufler oder als freier Mitarbeiter bezeichnet werden – besser jedoch mit seinem tatsächlichen Titel, dem akademischen Grad oder der genauen Berufsbezeichnung. Schuld an diesem Freelancer-Dilemma ist sicher auch die Tatsache, dass viele Menschen nur unfreiwillig zum Freelancer geworden sind… Meiner Meinung nach sollte man den Freelancer jedoch ruhig ein bisschen stärker würdigen, weil sich hinter dem Freelancer nicht selten ein Unternehmer verbirgt, der die Geschicke kleiner und großer Schiffchen lenkt, anstatt sich einem einzigen Steuermann zu unterwerfen, um sich bei diesem in vermeintlicher Sicherheit zu fühlen. 😉

Freelancer werden also überall dort eingesetzt, wo Unternehmen an ihre Know-how und/oder Leistungsgrenzen stoßen. Wer einmal bei Wikipedia vorbeischaut, wird eventuell überrascht sein, zu sehen, wo Freelancer überall eingesetzt werden – nicht etwa nur in IT- und Internet-Berufen, als Designer, Grafiker, Programmierer oder Systemadministrator, sondern zum Beispiel auch als Pilot oder als Rechtsanwalt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Freelancer und einem E-Lancer?

Ein E-Lancer ist nicht etwa ein Freelancer, der sich im Internet „den Lenz macht“, sondern ein solcher Freelancer, der sich einem oder mehreren virtuellen Netzwerken angeschlossen hat, um auch solche Freelancer-Aufgaben übernehmen zu können, die er als „one man show“ nicht realisieren könnte, weil entweder das Auftragsvolumen zu groß ist oder Teildisziplinen des Freelancer-Auftrags nur durch absolut spezialisierte Profis ausgeführt werden können.

Mich zum Beispiel kann man als freien SEO-Mitarbeiter anheuern, als Marketing Consultant, Online-Marketing-Freelancer, als Werbetexter oder auch als Web-Entwickler/-Optimierer… Bei größeren Auftragen oder Spezialanforderungen würde ich meine Tätigkeit – sofern nicht unter fremder Flagge ausgeführt – selbst nicht mehr unbedingt als Freelancer-Job bezeichnen, sondern als Agentur-Dienstleistung (Koordinations-, Beratungs- und Vermittlungstätigkeit). Zusatzleistungen, die ich als Freelancer persönlich nicht abdecken kann, würde ich via E-Lancer-Netzwerk durch andere Freelancer/Spezialisten ausführen lassen. Bei genauerer Betrachtung fällt wohl auch mein Agentur-Service in die Rubrik „Freelancer-Job“, vermutlich so lange, bis man über den eigenen Schatten springt und feste Mitarbeiter einstellt und/oder sich für eine andere Gesellschaftsform entscheidet? Manchmal kooperiert man mit anderen Agenturen oder Dienstleistern, manchmal braucht man ein bisschen Freelancer-Hilfe und oftmals macht man gleich alles selbst. Die Grenzen zwischen Freelancer, E-Lancer und Agentur sind heutzutage ein bisschen verwirrend und fließend…

Mein Freelancer-Artikel kommt übrigens nicht aus heiterem Himmel. Denn dieser Tage mehren sich wieder die Zugriffe auf eine Freelancer-Studie der Universität Hamburg, welche ich vor fast genau einem Jahr in meinem Blog veröffentlichte. Ich fragte mich natürlich, ob sich für die gestiegene Freelancer-Nachfrage konkrete Anhaltspunkte im Internet ausmachen lassen:

Das Freelancer-Angebot ist sicherlich gestiegen. Web-Einträge zum Thema Freelancer scheint es bei Google inzwischen ca. 11,6 Millionen zu geben. Wie aber hat sich die Nachfrageseite für Freelancer entwickelt?

Nach langem Abwärtstrend scheint sich die Nachfrage nach Freelancern in 2008 erstmals zu erholen. Ein neuer Freelancer-Boom?

Der (weltweite) Google-Trend-Verlauf für „Freelancer“ sah in den vergangenen Jahren so aus:

Freelancer - Trend

In Deutschland zeigt die Freelancer-Trend-Kurve nur geringfügige Unterschiede:

Freelancer-Trend Deutschland

Seit November 2007 steigt die Nachfrage nach Freelancern in Deutschland spürbar an:

Freelancer - Google-Trend Deutschland 2007

Und hier die aktuelle Freelancer-Nachfrage – für Januar und Februar 2008:

Freelancer - Deutschland 2008

Aus mir nicht bekannten Gründen scheint das Freelancer-Spiel von Microsoft zurzeit wieder verstärkte Aufmerksamkeit zu genießen. Der Anteil des Freelancer Games an der Gesamtnachfrage nach Freelancern scheint jedoch relativ gering zu sein:

Freelancer Game - Trend

Wie erklären wir uns also die aktuell gestiegene Nachfrage nach Freelancern?

Momentan unterliegt sie wohl der reinen Spekulation. Verbesserte Konjunkturerwartungen? Gewachsenes Vertrauen in Internet-Märkte und Erfolge professioneller Internet-Auftritte? Zu viele Entlassungen in konjunkturschwachen Jahren?

Außer dem Freelancer-Spiel von Microsoft konnte ich leider kein Keyword ausmachen, mit welchem man die gestiegene Freelancer-Nachfrage erklären könnte. Hat jemand eine Idee, welche Arten von Freelancern momentan wohl am meisten gesucht werden?

Schaut man sich die regionale Nachfrageentwicklung an, so stellt man fest, dass Freelancer vornehmlich in Regionen gesucht werden, in denen Medienberufe stark vertreten sind. So werden die meisten Freelancer gegenwärtig in Hamburg gesucht, gefolgt von Berlin, Sachsen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Zu meiner Überraschung werden in Bayern am wenigsten Freelancer gesucht:

Freelancer in Hamburg und anderen Regionen

Wer zum Beispiel braucht in Niedersachsen so viele Freelancer? Da würde mir spontan eigentlich nur ein Unternehmen einfallen, das eine solche Freelancer-Nachfrage rechtfertigen könnte… aber braucht man dort wirklich so viele Freelancer?

Abschließend noch ein Hinweis an „angehende Freelancer“:

Es ist eine merkwürdige, weit verbreitete Meinung und zugleich ein Trugschluss, zu glauben, dass Freelancer grundsätzlich mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen könnten als Festangestellte. Als Freelancer ist man Unternehmer, arbeitet also selbst und ständig. Dabei muss man sich so organisieren, dass nicht nur die eigenen Kunden happy sind, sondern auch das eigene Unternehmen eine Zukunft haben kann. Hierzu gehört zum Be ispiel eine ordentliche Einsatz-, Kosten- und Erlösplanung, eine ständige Weiterbildung und sogar die Planung eines angemessenen Freizeitausgleichs, um gesund zu bleiben (siehe Freelancer-Studie).

Mit Schrecken habe ich bei meinen heutigen Freelancer-Recherchen festgestellt, dass es „studierte Unternehmer“ gibt, die ihre „professionellen Dienstleistungen“ zu Stundensätzen ab 12 Euro ausschreiben. Freelancer-Honorare sollte man stets so kalkulieren, dass laufende Kosten, wie Auto, Akquisitionskosten, Ausfallzeiten (Urlaub, Krankheit, Auftragslöcher), Versicherungen, Fortbildungen, allgemeine Bürokosten, Software, IT-Kosten, Buchhaltung, Rechtsanwaltshonorare, Steuern und Steuerberaterkosten, …von den Freelancer-Einnahmen bezahlt werden können, ohne das eigene Gehalt zu belasten. Habt ihr das in Eurem Freelancer-Angebot bereits berücksichtigt? Wenn man als Freelancer langfristig glücklich bleiben will, sollte man seine Preise so kalkulieren, dass neben den Betriebskosten ein Gehalt erwirtschaftet wird, von dem man seinen Lebensstandard halten und langfristig auch verbessern kann. Erfahrung, Spezialwissen, Flexibilität und Mobilität sind kostbare Güter, die man nicht an jene „verschenken“ sollte, die nicht dazu bereit sind, für Spezialwissen und Gewinn bringenden Mehrwert zu bezahlen. Denn nicht nur dann, wenn die eigenen Ressourcen knapp sind, sollte man sie so maßvoll und zielgerichtet wie möglich einsetzen.

So oder so: Ich wünsche allen Freelancern ein boomendes 2008! Die Wirtschaft braucht Euch. So viel ist sicher. Also macht einfach was draus – als SEO, als Texter, als Grafiker, als Webdesigner, … was auch immer Ihr könnt und leisten wollt. Nur tut mir einen Gefallen und verkauft Euch nicht zu billig. Wer etwas kann, sollte stets seinen gerechten Lohn dafür verlangen – auch und vor allem als Freelancer! 😉

Nachtrag (03. März 2008):

Ich habe gestern vergessen, dem Artikel die Google-Trend-Links beizufügen. Wie ich heute feststelle, hat sich die geografische Verteilung der Freelancer-Suche über Nacht schon wieder etwas geändert. Innerhalb Deutschlands scheint der regionale Freelancer-Bedarf starken Schwankungen unterworfen zu sein. Aktuell werden scheinbar die meisten Freelancer in Sachsen gesucht, gefolgt von Berlin, Hamburg, Niedersachsen, … einfach mal selbst gucken. Bayern hat gerade Baden-Württemberg überholt. 😉

Interessant finde ich auch den Ländervergleich zur Freelancer-Suche. Hier wurden die meisten Freelancer in 2004 wohl noch in Deutschland gesucht, mittlerweile aber auch verstärkt in unseren Nachbarstaaten.

3 Kommentare zu “Freelancer”

  1. tommy

    Hi,

    interessanter Beitrag. Ich bin selber Free/E-Lancer, allerdings nur nebenbei, d.h. hauptberuflich mache ich etwas gänzlich anderes. Erst nach „Feierabend“ beginne ich meinen Job als Designer/Illustrator und fertige Maskottchen und Illustrationen an.
    Für mich ist das (noch) ideal. Ich betrachte das als Hobby, mit dem man Geld verdienen kann, weniger als Job und auch nicht unbedingt als zweites Standbein. Es ist aber ungemein beruhigend, wenn man weiss, dass man noch ein weiteres Talent hat, auf das man setzen kann, falls der Hauptjob irgendwann wegfallen sollte.
    Spätestens wenn mal eine eigene Familie ins Haus steht, werde ich aber meine Prioritäten überdenken müssen.

    LG

  2. Freelancer Sachsen / Sachsen-Anhalt : flexib webcoding

    […] der Marketing- und Suchmaschinenberater Oliver Bockelmann in einer Freelancer-Analyse feststellte , werden die meisten deutschen Freelancer gegenwärtig in Sachsen […]

  3. schmiddo

    Hi,

    super Artikel!

    Und recht hat er: verkauft euch nicht unter eurem Wert!
    Was manche meiner Kollegen (Grafikdesign) so für 15 Euro die Stunde alles machen grenzt ja schon an Prostitution…

    Denkt immer daran das ihr nur ein gewisses Regal voll mit Zeit habt, die ihr als Ware verkaufen könnt – wenn die alle ist gibts nix mehr und ihr habt trotzdem nix im Portemonnaie.

    Hierzu auch interessante Artikel und ein Honorarrechner auf Excel-Basis (kostenlos) auf akademie.de.
    Ihr werdet erstaunt sein was ihr eigentlich nehmen müsst damit was übrig bleibt…

    So long,

    schmiddo


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